Die neuen "Job's" und die Sache mit der Fødselsnummer...

Wie ich im vorherigen Blogbeitrag schon einmal erwähnt hatte, geht in Norwegen ohne eine Fødselsnummer oder D-Nummer NICHTS!

So ist die D-Nummer nur für diejenigen vorgesehen, welche nicht länger als 6 Monate in Norwegen bleiben wollen oder nur studieren.

Laut der norwegischen Internetseite des Skatteetaten (u.a. zuständig für die Vergabe der Nummern), hat jeder, der länger als 6 Monate in Norwegen arbeiten will bzw. einen unbefristeten Arbeitsvertrag, Mietvertrag und Registreringsbevis hat, eine Fødselsnummer 8 Tage nach dem Umzug zu beantragen. Damit kann man dann ein Bankkonto, ohne Probleme, eröffnen, seinen "Fastlege" (Hausarzt) im Internet auswählen, etc.

Alles Dinge wofür man grundsätzliche eine "Bank-ID" braucht, welche man NUR mit der Fødselsnummer bekommt. NICHT mit einer D-Nummer!

Ein Bankkonto kann man jedoch auch mit einer D-Nummer eröfnnen, dies ist jedoch sehr langwierig und es gibt einige Banken, die keine Kunden mit D-Nummer annehmen. Mobilbanking ist ohne Bank-ID nur eingeschränkt möglich. Man kann sich z.B. auch nicht bei "Vipps" anmelden(norwegisches Bezahlsystem per Handynummer, wird oft auf Märkten, Flohmärkten genutzt oder für die Maut auf Privatwege, welche zu Wander und Skiparkplätze führen).

Außerdem kann man eigentlich kein Auto in Norwegen kaufen, wenn man keine Bank-ID hat. Da alles über das Handy und dem Internet abgewickelt wird. Kaufvertrag, Ummeldung etc. geht dann mit der Bank-ID in 10 min.

Der Kauf meines Autos war nur möglich, da mir mein Freund ausgeholfen hat. Den Kaufvertrag mussten wird dann erstmal bei "Statens Vegvesen" (Kfz-Behörde) suchen, finden und ausdrucken. Da man nur diesen Vordruck nutzen kann, dieser muss dann eingeschickt werden und man muss dann noch mal persönlich bei Statens Vegvesen erscheinen. Was alles in allem mehr als 5 Stunden gedauert hat. Hinzu kommt, dass man das Auto dann eigentlich gar nicht fahren bzw. mitnehmen darf, da es nocht nicht zugelassen ist, bis alle Dokumente bei Statens Vegvesen sind und genehmigt wurden (wir haben es trotzdem gemacht und wurden zum Glück nicht kontrolliert).

Jetzt muss man ja eigentlich denken, da ich einen unbefristeten Mietvertrag und Arbeitsvertrag habe, sowie genügend Eigenkapital, sollte das mit der Fødselsnummer alles kein Problem sein... Tja denkste!

Bei mir ist es dann wie folgt abgelaufen:

Nachdem wir mit dem Auto und dem Umzugshänger die Grenze von Schweden nach Norwegen an der Svinesundbrücke überquert haben und haben wir brav die "rote Zollausfahrt" genommen, um die Umzugsgüter anzumelden. Dies ging engegen der Erwartung sehr schnell und einfach. Ich hatte schon im Vorraus alle nötigen Dokumente ausgefüllt und eine detaillierte Liste gemacht, welch farblich nach Alkohol, Lebensmittel und Medizin sortiert war. Zur Freude der Toll-Beamtin :)

So wurde noch nicht mal in das Auto oder den Hänger geguckt. Die Liste, die Dokumente (Erklæring for innførsel av flyttegods - RD0030) und mein Pass wurden lediglich mit einem Lächeln entgegen genommen und kopiert. Anschließend hab ich dann einen Stempel auf mein Dokument bekommen und durfte einreisen.

So weit so gut! Denn ich hatte echt bammel, dass wir alles aus und wieder einräumen müssen :D

Im Vorraus hatte ich bereits ein Termin beim UDI (in meinem Fall: Politi station Gjøvik) und beim Skatteetaten im Internet gebucht.

Auch der Termin beim UDI verlief problemlos, ich wurde aufgerufen, habe wieder meinen Arbeitsvertrag, Mietvertrag, Reisepass und das zuvor ausgefüllte Dokument vom UDI vorgelegt und habe anschließend meinen Registreingsbevis bekommen, welchen ich für das Skatteetaten benötigte.

Ich muss dazu sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits so viel norwegisch sprechen konnte, dass ich mich bei allen Terminen auf norwegisch verständigen konnte. Was definitiv sehr gut ankam, und auch par mal positiv erwähnt wurde.

So kann ich nur jedem empfehlen, der nach Norwegen auswandern möchte, bereits im Vorraus so gut Nnorwegich sprechen zu können, dass man ein einfaches Gespräch führen kann und erklären kann was man in Norwegen machen möchte.

So jetzt kommen wir zum Termin beim Skatteetaten. Ich dachte, dass dies kein Problem werden würde, da ich nun alle Dokumente hatte die das Skatteetaten auf der Infoseite im Internet verlagt und dort unmissverständlich geschrieben ist, dass ich jetzt meine Fødselsnummer bekomme und voll durchstarten kann.

Dem war NICHT so!

Man hat sich meinen Arbeitsvertrag, Mietvertrag, Reisepass, Kontoauszug-Ausdruck (vom deutschen Konto, ist keine Vorgabe, aber wegen des Eigenkapitals, hatte ich ihn ausgedruckt und mitgebracht) und Registreringsbevis angeguckt, lange mit der Chefin diskutiert und anschließend wurde mir gesagt, ja ich könnte eine Fødselsnummer beantragen, dies könne aber 3 Monate dauern, da man es nach Oslo schicken müsse, wo jemand anderes darüber entscheidet. Und es wäre nicht sicher ob ich eine bekomme.

Hä, dacht ich mir, wieso denn das jetzt?

Ja man könne mir aber jetzt sofort eine D-Nummer geben, sodass ich zumindest ein Bank-Konto eröffnen kann und in Norwegen registriert bin. Denn ein Arbeitsvertrag heißt ja nicht, dass man umbedingt auch arbeiten wird, so die Dame vom Skatteetaten... wie nicht?  Ich dachte dafür ist ein Arbeitsvertrag da!

Ich fragte ob es an der Summe liegt die ich verdiene, ob es zu wenig sei? Ich hatte eh vor mir noch einen Nebenjob zu suchen, und bis dahin hatte ich noch 25.000,00€ Eigenkapital auf meinem deutschen Konto.

Nein, das würde keine Rolle spielen! So die Dame wieder...

Ich solle in 2 oder 3 Monaten wieder kommen, wenn man auf meinem norwegischen Konto sehen könnte ob ich tatsächlich arbeite und Geld verdiene und ob es mit den Ausgaben die ich habe ausreicht um in Norwegen zu leben.

Daraufhin fragte ich, wieso man das nicht so direkt im Internet schreibt? Daraufhin bekam ich keine wirkliche Antwort... extrem frustrierend...

Aber gut, mir blieb nichts anderes übrig als dies zu akzeptieren. Ich bat sie daraufhin mir erstmal die D-Nummer zu geben und ich würde dann in 2 Monaten wieder kommen.

Das Dokument "Flyttemelding til Norge" konnte ich dann auch wieder mitnehmen, sollte es in 2 Monaten noch mal abgeben.

Ich fragte wieso? Ich sei doch jetzt schon nach Norwegen gezogen, daraufhin meinte die Dame nur, sie könnte das jetzt mit der D-Nummer nicht bearbeiten... Himmel, da will man arbeiten und hat einen Arbeitsvertrag, aber nein, bei deutschen muss man wohl besonders vorsichtig sein...

Der O-Ton von unserem Nachbarn dazu: "Tja, da bekommt man als Asylsuchender schneller eine Fødselsnummer und vollen Zugang zum norwegischen System als ein EU-Bürger der einen Arbeitsvertrag hat"

Dies kann ich leider nur bestätigen...

Zumindest hatte ich jetzte meine vorrübergehende Personennummer (D-Nummer) und konnte zumindest eingeschränkt "starten".

So habe ich zunächst versucht ein Bankkonto bei der DNB-Bank zu eröffnen, tja ohne Fødselsnummer wisse man nicht ob das so geht, es würde auf jeden Fall min. 6 Wochen dauern... Ok, habe es trotzdem beantragt. Da das die Bank war die die besten Konditionen für mich hatte, u.a. bezahlen in Deutschland.

Zweiter Versuch war bei der SpareBank1. Dort sagte man mir zunächst, natürlich könnte ich ein Konto mit Bank-ID haben. Tja, auch dies stellte sich als falsch raus. Als ich dann nach zum Glück nur einer Woche meine Bankkarte im Briefkasten hatte, stellte sich beim Mobilbanking herraus, dass ich KEINE Bank-ID habe, da ich auch keine Fødselsnummer habe! Ich dacht schon ich sei im falschen Film :D

Aber gut, einloggen kann man sich trotzdem, heißt dann "Uten-Bank-ID", geht aber nur fürs Mobilbanking. Man kann damit nicht in Online-Stors einkaufen, sich bei Vipps anmelden oder sich in helsenorge.no (Gesundheitssystem) einloggen um einen Fastlege auszuwählen oder Termine zu vereinbaren wenn man krank ist.

Was zeigt wie lächerlich das ganze ist, wenn man bedenkt, dass ich durch meinen Job bzw. Jobs ins Gesundheitssystem einzahle, aber nicht darauf zugreifen kann. Klar würde es irgendwie gehen, wenn es ein Notfall wäre. Ich könnte dann meine D-Nummer angeben und das Kankenhaus würde sehen, dass ich im System bin.

Aber vom Grundsatz her ist es einfach wiedersprüchlich.

Also habe ich mir noch zwei Nebenjobs gesucht. Was in Norwegen am besten persönlich funktioniert.

So habe ich eine Festanstellung auf 40% Basis bei unserem Nachbarn im Gartenunternetnehmen bekommen, im Sommer Gras schneiden und im Winter mit den großen Traktoren und Schneefräsen die Straßen vom Schnee befreien. Einfache Arbeit, aber bringt selbst auf 40% gutes Geld, was denke ich bei dem Hin- und Her mit dem Skatteetaten nicht schaden kann.

Außerdem hat unser Vermieter mir angeboten mit auf dem Hof zu arbeiten. Feuerholz machen, Zaun bauen, Heu einfahren und stapel etc. eben alles was auf dem Hof anfällt. Und da ich handwerklich nicht ganz ungeschickt bin, besonders was alle Arbeiten mit Holz angeht, hat das natürlich sehr gut gepasst. Davon ab, dass mir das handwerkliche arbeiten mit Holz unglaublich viel Spaß macht :)

Ich kann mir die Arbeit selber einteilen, in der Woche oder am Wochenende, wie ich möchte.

Die Arbeit ist Stundenweise bezahlt (150 kr/Stunde), jedoch gehen davon noch Steuern ab, die ich dann alle drei Monate bezahlen muss.

Ich habe mich für diesen Farmjob und die Arbeit für die Hundeschule selbsständig gemeldet. Dafür musste ich einen Antrag beim Brønnøysundregistre stellen. Nach 6 Wochen habe ich dann meine Organisationsnummer bekomme und konnte die ersten Rechnungen ausstellen.

So habemich nun  drei verschiedene Einkommen. Alles in allem sogar mehr als ich zuvor bei der Polizei verdient hatte. Allerdings wird es im Winter etwas weniger sein, da vieles von der Arbeit Saisonarbeit ist.

Für die Hundeschule arbeite ich 2-6  mal die Woche, Abends für 1 oder 2 Stunden oder auch am Wochenende. Je nach dem wie die Kurse sind. Ich unterstütze bislang nur bei den Kursen, sodass ich die Fachausdrücke auf norwegisch lernen kann.

Was unglaublich gut klappt, denn jetzt nach 2 Monaten, kann ich in den Kursen Übungen bereits allein auf norwegisch erklären und oder korrigieren. Was lediglich noch etwas schwierig ist, ist lange Vorträge mit Infos zum Hund zu halten. Aber das kommt auch noch :) denke spätestens nächstes Jahr oder schon dieses Jahr im Winter, kann ich Kurse allein halten. Zwischendurch werde ich auch noch einige Privathundekurse auf englsich geben. Hierfür gibt es bereits Anfragen. Meistens Kunden die etwas mehr Geld haben, und keine Lust haben 8x in einem Monat zu einem Welpenkus zu gehen und leiber den Kurs zu Hause haben möchten.

Nachdem nun alles soweit lief, Versicherungen abgeschlossen waren, ich mir wieder ein Auto gekauft habe und ich auch endlich meinen Welpen Koda abgeholt habe, habe ich einen neuen Termin beim Skatteetaten gemacht. Diesmal für den 02.07.2019.

Wieder alle Dokumente und Unterlagen mitgebracht und was für eine Überraschung, die Verträge durfen nicht älter als 3 Monate sein...

Zunächst wollte mich die Dame wieder wegschicken, ich sollte noch mal in 1 oder 2 Monaten wieder kommen. Da man in 2 Monaten ja noch nicht sehen könne ob ich von den Gehältern leben könnte.

Wie Bitte??? Wie kann man nicht von kanpp 3.000,00 € im Monat leben?! Langsam hab ich echt gedacht da ist irgendwo eine versteckte Kamera...

Also habe ich mich mit ihr etwas unterhalten, ihr meine Geschichte erzählt, dass ich bei der Polizei in Deutschland war und auf einer meiner Norwegentouren im Urlaub ein Arbeitsangebot bekommen habe welches ich letztendlich nicht ablehnen konnte und meinen Freund, ein Norweger, auf der Tour kennen gelernt habe. Das ich bereits ein Auto gekauft hatte und ich definitiv nicht vor habe in 6 Monaten wieder nach Deutschland zu gehen.

Und auf einmal war alles kein Problem. Die Dame war aufeinmal super freundlich, meinte es wäre genung wenn mein Vermieter und meine Arbeitgeber einfach eine E-Mail schreiben, in welcher sie bestätigen, dass alle Verträge so bestehen und ich noch in dem Haus wohne und wie im Vertrag beschrieben noch für sie arbeite.

Man würde dann 2 oder 3 Wochen für die Bearbeitung brauchen und ich würde dann in der Post meine Fødselsnummer haben.

Das konnte ich ja fast nicht glauben, allerdings traute ich mich nicht nochmal nachzufragen was daran jetzt so schwer war, nicht dass sie ihr Meinung wieder ändert. So hab ich mir auf die Zunge gebissen und mich vorsichtig gefreut, dass es jetzt endlich voran geht. Denn richtig freuen werd ich mich erst wenn ich die Fødselsnummer in der Hand habe.

Fazit: Die norwegischen Behörden können genauso kompliziert und unverständlich sein wie die deutschen. Ok, vielleicht nicht ganz sooo extrem ;) Denn hat man mal die D-Nummer bzw. dann die Fødselsnumme, dann geht alles unglaublich schnell und einfach. Ganz ohne Behördengänge.